(Teil 3/4) Spoken-Word-Künstler Simon Chen weiss, dass man die Sprache auf die Empfängerin anpassen muss.

Ob sich ein Text an Experten oder Laien wendet, macht einen grossen Unterschied. Nicht in erster Linie im Sprachstil – entscheidend ist vielmehr, welche Informationen in welcher Tiefe transportiert werden. Wird es dem Experten zu trivial oder dem Laien zu fachlich, sind sie schon verloren.

 

Wer beruflich schreibt, verfolgt in der Regel ein konkretes Ziel. Die Leserinnen und Leser sollen zum Beispiel einem Antrag zustimmen, ein Budget sprechen, einen Auftrag erteilen oder den Autor als kompetente Fachperson wahrnehmen.

Für wen schreiben Sie?

Überlegen Sie sich zuerst, wer Ihr Gegenüber ist: Wer soll die Resultate in meinem Projektbericht umsetzen? Wer soll meinen Projektantrag bewilligen? Wer im interdisziplinären Projektteam nutzt meine Ergebnisse, um eine weitere Problemstellung zu bearbeiten?

Sind die Adressaten klar, setzen Sie sich in Ihre Zielgruppe hinein: Welche Aspekte interessieren sie? Welche Aussagen, Erkenntnisse oder Nutzen sind aus Ihrer Sicht für die Adressaten wichtig? In welchem Umfeld sind sie Leserinnen und Leser Zuhause? Welches Vorwissen haben sie?

Anhand der Antworten auf diese Fragen wählen Sie Inhalte und Botschaften. Nun sollte auch klar sein, welche fachliche Tiefe angebracht ist.

Holen Sie Ihre Zielgruppe richtig ab

Eine Bauherrschaft interessiert sich kaum für den genauen Rohrdurchmesse der Lüftungsanlage und für ihre Leistung. Zeigen Sie stattdessen auf, wie vielen Personen in einem Raum die Lüftung eine hohe Luftqualität garantieren kann.

Ein anderes Beispiel: Ein Gemeinderat weiss nicht unbedingt, was ein hundertjährliches Hochwasserereignis ist. Er könnte sich «verlesen» und fragen, seit wann auch Hochwasser Geburtstag haben. Zumindest aber muss er sich überlegen, was der Begriff, der für Sie als Experte alltäglich ist, eigentlich genau heisst. Eine Umschreibung schafft Klarheit: Ein Hochwasserereignis, das nur einmal in hundert Jahre zu erwarten ist. Klarer?

Die Geschäftsleitung investiert eher in die Entwicklung des neuen Sensors, wenn Sie aufzeigen können, welchen Nutzen er dem Kunden bringt. Dass er eine Messauflösung im Bereich von einem Nanomol aufweist, vermag vielleicht Technologiefreaks zu überzeugen, nicht aber den Marketingexperten.

Wer sich dieser Aspekte bewusst ist, beugt Missverständnissen vor, fördert das Verständnis und weckt das Interesse der Zielgruppe. Damit erhalten Ihre Botschaften Durchschlagskraft.

Informationstiefe staffeln

Spricht ein Text ein unbekanntes oder gemischtes Publikum an, sind die Fragen oben nicht mehr klar zu beantworten. Der Verfasser muss jedoch sicherstellen, dass die Information von möglichst allen Lesenden verstanden wird – darum lieber einen erklärenden Satz mehr einfügen. Eine gute Möglichkeit ist zudem, weiterführende Informationen und technische Details in einen Kasten oder ein separates Kapitel auszulagern und darauf zu verweisen.

Tipps für adressatengerechtes Schreiben

Um Ihr Publikum optimal anzusprechen, überlegen Sie sich:

  • Was will ich mit meinem Text erreichen?
  • Welche Botschaften sind relevant für mein Gegenüber?
  • Wie unterscheiden sich die Interessen meiner Leser von meinen eigenen?
  • Was interessiert die Leser am meisten? Was am wenigsten? Welchen Mehrwert hat der Leser von meinem Bericht oder meinem Artikel?
  • Aus welchem Umfeld stammen die Leserinnen und Leser? Was weiss ich über die Zielgruppe? Wie wirkt mein Text, wenn ich die Perspektive der Lesenden einnehme? Treffe ich den richtigen Ton für meine Zielgruppe? Ist mein Text beim ersten Lesen verständlich?
  • Wieviel Vorwissen hat das Publikum? Was muss unbedingt erklärt werden? Welche Begriffe können als bekannt vorausgesetzt werden?

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