(Teil 2/4) Spoken-Word-Künstler Simon Chen geht auf Tuchfühlung mit einer Dame – natürlich mit Stil.

Ob wir einen Text gerne lesen, hängt nicht nur von unserem Interesse für das Thema ab. Ausschlaggebend ist auch, wie sehr wir uns anstrengen müssen, um ihn zu verstehen. Eine flüssige Sprache macht dabei den Unterschied.

Gute Texte sind einfach verständlich. Als Leserin und Leser müssen Sie sich nicht anstrengen, um bei der Sache zu bleiben. Sie geraten nicht ins Stocken, weil Sie einen Satz zweimal lesen müssen, um den Inhalt zu verstehen. Sie können den Gedanken folgen, die Argumentation ist logisch, Sie werden von einem Thema zum nächsten geführt. Und gute Texte fliessen – ähnlich einem leichtfüssigen Tanz: Ein Grundrhythmus ist vorhanden, es bedarf aber auch immer wieder ein bisschen Abwechslung, um die Stimmung aufrechtzuerhalten. Abrupte Wechsel, zu viele Repetitionen, umständliche Formulierungen oder unnötige Füllwörter sind wie der Fuss des Partners oder der Partnerin, der Sie ins Stolpern bringt.

Kompliziert ist nicht gleich kompetent

Oft sind Berichte oder Fachartikel von Experten kompliziert geschrieben. Mit umständlichen Formulierungen, verschachtelten Sätzen, unnötigen Anglizismen und Fremdwörtern wird der Leserin und dem Leser zwischen den Zeilen mitgeteilt, wie komplex das Thema ist. Die Folge: Der Text wird nicht gelesen oder der Inhalt nicht verstanden. Ist es das, was Sie als Autorin oder Autor wollen? Ganz bestimmt nicht.

Mut zur Einfachheit

Die Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung, wie schon Leonardo Da Vinci gesagt haben soll. Dieses Zitat sollten Sie sich beim Schreiben zu Herzen nehmen. Widerstehen Sie der Versuchung, mit wissenschaftlichem Stil Ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen. Tischen Sie den Lesenden keine schwere Kost auf: Das oberste Ziel sollte sein, dass der Text zu Ende gelesen und verstanden wird.

Darauf sollten Sie achten:

  • Packen Sie nicht zu viele Informationen in einen Satz.
  • Leiten Sie Ihre Leserinnen und Leser von einem Thema zum nächsten.
  • Machen Sie keine widersprüchlichen Aussagen.
  • Verwenden Sie keine Worthülsen, deren Bedeutung das Gegenüber selbst erraten muss.
  • Fahnden Sie nach den drei Hauptschuldigen – Substantivierungen, Passivkonstruktionen und Schachtelsätzen – und vermeiden Sie diese. Weil sie so oft zuschlagen, gehen wir mit ihnen in separaten Beiträgen vor Gericht (coming soon).
  • Fassen Sie sich kurz und klar: Zeigen Sie keine Schwäche für «können»-Formulierungen und nutzen die Kraft treffender Verben.

Wir bieten Text-Hilfe

Arbeiten Sie gerade an einem Text und sind noch nicht zufrieden damit? Möchten Sie Unterstützung beim stilistischen Feilen? Wir unterstützen Sie gerne bei der Umsetzung verschiedenster Textarten.