Folge 3: Wie bei Markus Contenti wegen seines Ingenieurdeutsch der Familiensegen schief hängt

Die Jeans auf den Hüften, ein lockeres T-Shirt, versunken ins Smartphone – das ist Jonas Contenti, Sohn von Markus. Mit 15 Jahren klagt der pubertierende Jugendliche wiedermal über die Schule: «Voll nervig, ich muss noch diesen dummen Vortrag über Wärmepumpen machen!» Als Ingenieur freut sich Markus Contenti über das Thema, denn sein Sohn ist eigentlich nicht an Technik interessiert. Er schlägt ihm vor: «Schau doch in meinem Blog, dort ist alles erklärt.» – «Cool! Man kann dich ja doch zu etwas brauchen!» Jonas lehnt sich zurück. Jetzt muss er nicht mehr recherchieren und hat noch etwas Zeit zum Gamen und Chatten.

Fachchinesisch ärgert

Zwei Stunden später ist Jonas nicht mehr so locker drauf. Er platzt ins Arbeitszimmer seines Vaters: «Hey Alter, ich versteh kein Wort in deinem Sch..blog, was soll das?» Markus schaut genervt von der Arbeit auf: «Dann schalt halt dein Hirn ein. Ich habe jetzt keine Zeit.» Jonas schlägt die Tür zu – Fido zuckt zusammen – und sucht Hilfe bei seiner älteren Schwester Lea. Sie ist im Gymi und wird das wohl verstehen, denkt er. Leider nein. Lea: «OMG, was ist ein Schwimmschlammschacht? Und was heisst bitte schön Nitrifikation, Denitrifikation, Flockungsfiltration? Das kann man ja nicht ernst nehmen!»

Tipps für verständliche Texte

Markus Contenti gibt sich geschlagen. Einfach verständlich sind seine Texte nicht – Ziel verfehlt, diese Beiträge wird wohl kaum jemand lesen. Er war beim Schreiben so fasziniert vom Thema, dass er gar nicht mehr an die Leser dachte. Am nächsten Tag holt er sich Hilfe bei einer professionellen Texterin. Sie schreibt einige Beiträge neu und gibt ihm gleichzeitig Tipps, worauf er in Zukunft achten soll:

  • Überlegen Sie sich, wo Ihre Leser stehen. Wie viel wissen sie bereits? Was kann vorausgesetzt werden, was ist zu erklären?
  • Strukturieren Sie Ihren Beitrag in einzelne Abschnitte, bauen Sie den Text logisch auf und packen Sie nicht zu viel Inhalt in einen Beitrag.
  • Gehen Sie nur soweit ins Detail, wie es für das Verständnis nötig ist
  • Schreiben Sie einfache, kurze Sätze (keine Schachtelsätze)
  • Verzichten Sie auf Fach- und Fremdwörter oder erklären Sie die Begriffe
  • Erklären Sie komplexe Sachverhalte mit Bildern oder Grafiken

Kein Happy End für den Familiensegen

Nach einigem Drängen kann Markus Contenti Jonas motivieren, sein Smartphone kurz wegzulegen und den Blog des Ingenieurbüros nochmals anzuschauen. Jonas liest murrend einige Beiträge. Nun kann er sich etwas unter Abwasserreinigung vorstellen. «Geil», ätzt er ironisch und zieht dabei den rechten Mundwinkel hoch. «Alter, damit kommst du aber früh. Schon zu spät, wegen dir habe ich jetzt einen Zweier beim Vortrag.»

Der heutige Tipp von Markus Contenti

Verfassen Sie Texte zu komplexen Themen nicht in der einsamen Stube. Übergeben Sie diese Arbeit professionellen Textern oder lassen Sie Ihre Texte redigieren. Was das bringt, können Sie einfach überprüfen: Legen Sie die Texte einer unbeteiligten Person ohne Fachwissen vor und fragen Sie nach, ob der Inhalt verstanden wurde.

Bei kurzen Texten wie News oder Erfolgsmeldungen haben Sie schon viel gewonnen, wenn Sie sich an obige Regeln halten. Hier finden Sie zudem eine Checkliste für verständliche Texte.

Lesen Sie auch Folge 1 und Folge 2 von Markus Contenti.

(Bild: Rocket GmbH)