Zu unserem 10. Firmenjubiläum haben wir 10 interessante Menschen porträtiert, die wir durch die Arbeit bei Sprachwerk kennengelernt haben. Einer davon ist Renaud de Watteville, Quereinsteiger von Beruf. Wer alle Porträts lesen möchte, kann hier eine kostenlose Ausgabe unseres Jubiläumsbuch bestellen.

Dass heute über 200 000 Menschen im Sine Saloum Delta in Senegal nicht mehr krankmachendes Brackwasser trinken müssen, ist Renaud de Watteville zu verdanken. Als völliger Quereinsteiger hat er eine solar betriebene, dezentrale Trinkwasseraufbereitungsanlage entwickelt, die Salz, Fluor, Keime und andere unerwünschte Stoffe aus dem Wasser entfernt – und das zu absolut erschwinglichen Preisen für die lokale Bevölkerung. Über sein Projekt zu schreiben, hat mir grosse Freude bereitet. Und alle, denen ich davon erzähle, sind ebenso begeistert wie ich. Beeindruckt bin ich aber nicht nur von der Technologie oder dem ausgeklügelten Geschäftsmodell. Es ist vor allem der ungewöhnliche Werdegang, der Mut und die Unbeirrbarkeit von Renaud.

Als Renaud de Watteville vor gut zehn Jahren auf einer Reise durch Madagaskar beobachtete, wie die Menschen salzhaltiges, verschmutztes Wasser tranken, setzte sich in seinem Kopf eine Überzeugung fest: «Es muss doch eine Möglichkeit geben, Wasser einfach und kostengünstig zu entsalzen und von Keimen zu befreien.» Nachdem der Manager von weltweiten Grossevents kurze Zeit später einen Erfinder mit einer ähnlichen Idee trifft, setzt er seine Vision in die Tat um. Der Nicht-Ingenieur, der immer eine Affinität zu Technik hatte, beginnt zu recherchieren. Er setzt sich zum Ziel, ein robustes, kostengünstiges Gerät zur Trinkwasseraufbereitung zu entwickeln, das via Internet dezentral überwacht und vor Ort einfach gewartet werden kann. In seiner Garage experimentiert er mit bestehenden Technologien und baut erste Prototypen, unterstützt von einem Freund und Designer. Wenn ihm jemand sagt, dass seine Idee nicht funktioniere, lässt er sich nicht beirren – im Gegenteil. «Euch werde ich’s schon zeigen», denkt er sich und kniet sich umso mehr in sein Projekt. 2008 zieht er sich aus seiner Event-Agentur zurück und setzt alles auf die Karte sauberes Trinkwasser.

Dass er seine Idee durchziehen würde, daran zweifelten wohl die wenigsten, die ihn kennen. Denn der Wechsel vom Manager zum Erfinder ist nicht die erste Kehrtwende im Curriculum des Westschweizers: Nach der verpassten Matura beginnt er die Ausbildung zum professionellen Piloten, die er wegen Augenproblemen wieder abbrechen muss. Danach macht Renaud de Watteville sein Hobby zum Beruf, wird Segellehrer und ist mehrere Jahre Co-Leiter der Segelschule von Uni und ETH Lausanne. Die Zeichen der Zeit erkennend, eröffnet er einen der ersten Second-Hand-Läden in Lausanne, spezialisiert auf Windsurfartikel. Als ihn die Inhaberin des benachbarten Skateboard-Ladens fragt, ob er für sie nicht einen Event auf die Beine stellen könne, sagt er spontan zu. «J’ai adoré ça», erinnert er sich. Und so rutschte er in die Event-Branche. Er organisierte die ersten Europameisterschaften der Snowboarder; Grossevents für Swatch, Nescafé, Schweiz Tourismus und Red Bull folgten – bis nach London, Moskau, New York und São Paolo war er aktiv.

War es höhere Eingebung, die ihn zu seinem neusten Projekt gebracht hat? Der Pfarrerssohn verneint. War es Zufall? Oder einfach der Mut eines pragmatischen Utopisten, als den sich Renaud selbst bezeichnet? Egal. An die eigenen Ideen zu glauben und Neues zu wagen, bereichert das Leben – und kann einiges bewirken. Chapeau, Renaud!

Renaud de Watteville hat die Swiss Fresh Water SA gegründet, die dezentrale Trinkwasseraufbereitungsanlagen herstellt. Die Geräte werden über eine Non-Profit-Organisation Privaten und Dörfern gegen eine Gebühr zur Verfügung gestellt. Diese verkaufen das Wasser zu einem festen Preisen an die Bevölkerung.

www.swissfreshwater.ch

www.accesstowaterfoundation.org